„Vor einigen Jahren hat Hans Magnus Enzensberger das Wissen des Reformators Melanchthon mit dem einer modernen Friseuse verglichen. Und er kam zu dem überraschenden Ergebnis: Gemessen in reiner Informationsmenge, ist beider Wissen durchaus vergleichbar. Natürlich kennt Melanchthon sämtliche Autoren der Antike, die Lehrbücher der Rhetorik und der Grammatik, die Schulphilosophen und die Kirchenväter. Und er beherrscht das Lateinische, Griechische und Hebräische. Aber auch die Wissensmenge der Friseuse kann sich sehen lassen: Sie kennt sämtliche Werbesprüche und Schlagertexte der Zeit, die Preise und Eigenschaften fast aller Kosmetikprodukte, Hunderte von Filmen sowie die Biographien und Liebesverhältnisse einer großen Zahl von Filmstars und Prominenten, nicht zu reden von den Geheimnissen unzähliger Kuren, Diäten, Therapien und Fitnessprogramme. In reinen Bits gemessen, kann sie Melanchthon durchaus das Wasser reichen.“

(Der Standard, 13./14. Jänner 2001)

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